Fotografieren auf Island.

Island. Ein Name, den man in den vergangenen Jahren immer öfter gehört hat. Der Wunsch, dieses besondere Land zu besuchen, hatte ich schon sehr lange Zeit in mir. Im Februar 2024 ging es dann recht spontan für zumindest mal eine knappe Woche auf die Insel - und ziemlich schnell war klar, dass es nicht nur bei einem Besuch bleiben wird. In diesem Blogbeitrag nehme ich euch mit auf meine kleine Reise vom Golden Circle entlang der Südküste bis zurück nach Reykjavik.

 

Anreise und Überfahrt zum Golden Circle.

Rucksack mit Equipment gesattelt, Koffer abgeholt und dick eingepackt ging es los (mehr zu meiner Ausrüstung und Kleidung gibt's übrigens hier zum Nachlesen). Nicht zu unterschätzen sind die Strecken, die man auf Island zurücklegen muss. Wenn man dabei zumindest ein wenig flexibel und selbstbestimmt reisen will, kommt man nicht um einen Mietwagen herum. Nach der Ankunft am Flughafen Keflavik, der eine gute Dreiviertelstunde von der Hauptstadt entfernt liegt, habe ich also zunächst einmal das Auto abgeholt. Obwohl man im Winter ohnehin nicht auf die F-Roads, also die ausschließlich für Allradwägen ausgeschriebenen Offroad-Pisten im Hochland, kommt, war die Wahl eines 4x4-Wagens inklusive Winterreifen mit Spikes die richtige. Der Winterdienst arbeitet zwar rund um die Uhr, gerade, wenn man aber früh morgens oder sehr spät in der Nacht noch fahren muss, können viele "normale" Straßen dennoch stark verschneit oder vereist sein.

 

Von Keflavik dauert es gute 90 Minuten, ehe man in das Gebiet des Golden Circle gelangt - eine Strecke, an der sich Sehenswürdigkeiten quasi wie in einer Perlenkette aneinanderreihen. Am ersten Morgen ging es zum Gullfoss, einem der spektakulärsten Wasserfälle Islands. Früh morgens dort zu sein, war übrigens eine gute Entscheidung. Denn zum (nicht vorhandenen) Sonnenaufgang war am Gullfoss tatsächlich gar nichts los! Erst, als es von der Dämmerung mehr und mehr Tag wurde, kamen die ersten Touristenbusse auf den Parkplatz gefahren - da hatte ich meine Fotos mit Tele und Weitwinkel aber bereits im Kasten!

 

Nur wenige Minuten vom Gullfoss entfernt, liegt der Geysir, der allen Geysiren deren Namen gibt. Der Geysir bricht allerdings nur noch selten und unregelmäßig aus, weshalb sein kleinerer Bruder, der Strokkur, das deutlich bessere Motiv ist, da er alle 15 Minuten seine Fontäne gen Himmel schießt. Serienaufnahmen bewirken hier Wunder! Leider war es an diesem Tag ein bisschen stärker bewölkt, weshalb sich der Ausbruch nur wenig vom grauen Himmel abhebt. Nicht verpassen sollte man im Geysir-Gebiet aber auch die anderen heißen Quellen, die ein klasse Vordergrundmotiv für die endlose Weite des Golde Circle im Hintergrund bieten.

 

Und wiederum nur wenige Minuten von den Geysiren entfernt befindet sich der Burarfoss. Zu diesem Wasserfall kann man entweder eine gute Stunde am Fluss entlang wandern, oder einen kleineren Offroad-Parkplatz fast direkt am Spot anfahren. Hier lohnt sich dann aber ein 4x4-Gefährt allemal! Der Bruarfoss, eigentlich noch nicht ganz so bekannt wie seine größeren Kollegen, besticht durch sein extrem blaues Wasser, das durch pechschwarzes Gestein fließt. Tatsächlich war bei meinem Besuch der Wasserfall wohl doch nicht ganz unbekannt, da man aber von einer Brücke aus fotografiert, steht man sich wenigstens nicht im Weg - zumindest, wenn keine Spezialisten auf die Idee kommen, entlang des Flussbetts zum Fall direkt hinzulaufen. Aufpassen muss man hier nur mit Langzeitbelichtungen. Da gilt es, Zeiträume abzupassen, wenn sich niemand auf der Brücke bewegt, damit das Foto nicht verwackelt.

 

Unendliche Weite im Thingvellir-Nationalpark.

Direkt am Golden Circle liegt der Thingvellir-Nationalpark. Der Park ist nicht nur ein perfekter Ort, um Nordlichter zu fotografieren (ich hatte leider trotz fast immer wolkenloser Nächte kein Glück, da die Aktivität zu gering und der Vollmond zu hell waren), sondern auch prädestiniert, um mit goldenem Licht den Nachmittag ausklingen zu lassen. Den einen Spot gibt es da nämlich nicht - man kann sich überall austoben und verschiedenste Motive entdecken. Zum Beispiel den kleineren Öxararfoss oder oberhalb davon die große Aussichtsplattform, von der man einen klasse Blick über den riesigen Nationalpark mit seiner Seenlandschaft hat. Entlang der Hauptstraße, die Thingvellir umläuft, gibt es zudem massenweise Panorama-Parkplätze, die Blicke von oben auf die vielen Spalten der Kontinentalplatten zulassen. Ein tolles Motiv zum Sonnenuntergang! Aber Achtung: Im gesamten Nationalpark herrscht Tempolimit 50 - und geblitzt wird auch!

 

Am nächsten Morgen ging es dann auf etwas größere Tour - nämlich Richtung Süden. Den Sonnenaufgang habe ich allerdings noch beim Kerid im Golden Circle mitgenommen. Der Kerid ist ein Vulkankrater, in dem mittlerweile ein See liegt. Im Sommer glitzert der opalförmige See meist in einem blau-grün-Ton, im Winter bedeckt eine Schneefläche die überfrorene Wasseroberfläche. Dirket hinter dem Kerid geht aber die Sonne auf, er ist also ein dankbares Motiv. Generell sollte man in Island aber nicht nur Richtung Sonne fotografieren, sondern sich öfters auch mal umdrehen. So habe ich beim Kerid mit meinem Teleobjektiv die auf der gegenüberliegenden Seite hervorstechenden schneebedeckten Berge in sanftem morgendlichen Pink fotografieren können.

 

Runter an die Südküste.

Vom Golden Circle aus erreicht man wiederum in gut 90 Minuten den Süden Islands. Entlang der Straßen hat man immer mal wieder die Möglichkeit, Islandpferde zu sehen und falls Parkbuchten vorhanden auch die Chance, die zahmen und zutraulichen Tiere zu fotografieren. Erstes richtiges Motiv im Süden Islands ist dann aber der Seljalandsfoss. Und dort habe ich zum ersten Mal bemerkt, dass der Massentourismus Einzug ins Land erhielt. Klar, bei so einem Roadtrip lässt es sich nicht vermeiden, einige Spots auch bei Tageslicht zu fotografieren. Dass vormittags (und auch mittags) aber gleich so viele Menschen im Februar an den beliebten Locations sind, hat mich schon auch ein bisschen überrascht. Nichtsdestotrotz hat man überall dennoch gute Chancen, menschenfreie Fotos zu schießen, wenn man sich ein paar Gedanken macht.

Der Seljalandsfoss ist im Winter abgesperrt, sodass man entlang dieser Absperrung sich eigentlich gut aus dem Weg gehen kann. Das magische Foto von hinter dem Wasserfall ist daher aber leider nicht möglich. Etwas schwieriger wird es beim Skogafoss. Hier stehen die Menschenmassen vor dem riesigen Wasserfall und es braucht schon ein bisschen Trickserei, um das Motiv ohne Personen abzulichten. Der erster Versuch mit einer laaaaangen Langzeitbelichtung ging dabei in die Hose, da sich zu viele der Touristen gar nicht erst bewegt haben und daher auch nach über einer Minute Belichtungszeit noch auf dem Foto zu sehen waren. Rechts vom Flusslauf gibt es aber einen ganz kleine Anhöhe - und mit ganz klein meine ich auch ganz klein: Der Grashügel erhebt sich vielleicht einen halben Meter über den Boden. Das reicht aber schon, um die Kamera möglichst tief am Boden zu positionieren und so schon viele Touristen natürlich aus dem Motiv zu entfernen. Ich habe zudem noch mit 70mm fotografiert, sodass die Verschmelzung von Vordergrund und Wasserfall im Hintergrund nahezu perfekt funktioniert hat.

 

Besonders großer Fan bin ich am Skogafoss allerdings von Telebildern direkt in den Wasserfall hinein geworden. Die Strukturen des Wassers sind unglaublich - und ich hatte auch noch das große Glück, dass sich ein kleiner Regenbogen gebildet hat, durch den regelmäßig Vögel hindurchgeflogen sind: der perfekte Eyecatcher!

 

Rund um Vik.

Vom Skogafoss ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Vik. Dort befindet sich der berühmte schwarze Strand sowie Dyrholaey, ein Naturschutzgebiet auf hohen Klippen oberhalb des Meeres. Beides sind klasse Motive und perfekt für Sonnenauf- und -untergang geeignet. Den zweiten Abend habe ich auf Dyrholaey verbracht und in der goldenen Stunde zunächst das Felsentor fotografiert, das von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde. Ein paar Schritte weiter Richtung Westen hat man dann einen tollen Blick auf den schier endlosen schwarzen Strand, über dem die Sonne untergeht. Obwohl auch diese Location noch nicht soooo bekannt ist, war sie im Februar bei vielen Touristen beliebt. Genauso wie am nächsten Morgen der schwarze Strand von Vik, der genau genommen gar nicht in Vik selbst ist, sondern sich noch vor dem Ort befindet und Reynisfjara bezeichnet wird.

 

 

Mittlerweile gibt es am Reynisfjara sogar ein Ampelsystem, das anzeigt, wie weit man sich dem Strand nähern darf. Hintergrund: Am schwarzen Strand brechen sich unglaublich große und starke Wellen, die schon mehreren Menschen das Leben gekostet haben. Viele Wellen kommen deutlich weiter, als man zunächst denken mag, und können einen mit großer Wucht ins Meer ziehen. Daher sollte man sich wirklich an die Vorgaben halten und sich nicht unnötig in Gefahr bringen - auch wenn das bei meinem Besuch einige Menschen gemacht haben. Gute Bilder kann man aber auch mit etwas Abstand von der Wasserkante schießen. Ich habe hier viel mit Tele gearbeitet - und es hat super funktioniert. Zumindest im Zeitraum bis kurz vor Sonnenaufgang. Denn bis dahin waren am Strand auch nur andere Fotografen, mit denen man sich gut abstimmen konnte, damit jeder sein Foto schießen konnte. Kurz vor Sonnenaufgang kamen dann allerdings die Handy-Touristen, die sich nicht nur einen Dreck um alle anderen geschert haben, sondern glücklicherweise auch regelmäßig mit nassen Füßen, Hosen und Jacken belohnt wurden. Ausgleichende Gerechtigkeit - und immerhin hatte ich die besten Bilder zu dieser Zeit eh schon im Kasten.

 

Bevor es dann raus aus Vik geht, sollte man nochmal einen kurzen Halt an der Kirche oberhalb der Ortschaft einlegen. Von dort ist man in wenigen Minuten zum höher gelegenen Friedhof gelaufen, von wo aus man nicht nur einen tollen Blick auf Kirche und Ort hat, sondern auch die Felsformationen im Wasser noch einmal von der anderen Seite fotografieren kann.

 

Entlang der Südküste zur Gletscherlagune.

Eine Strecke, auf die ich mich sehr gefreut habe, war die Überfahrt entlang der Südküste bis Jökulsarlon, die bekannte Gletscherlagune. Gute zweieinhalb Stunden Fahrtzeit sollte man hier einplanen - und dann hat man noch keine Fotostops gemacht. Diesen Streckenabschnitt kann man locker auch auf zwei Tage aufteilen, da die Zeit aber drängte, musste ein Tag reichen - und daher auch das ein oder andere Motiv ausgelassen werden. Mitgenommen habe ich aber die Schlucht Fjadrargljufur, die tagsüber zwar genauso spektakulär aussah, auf Bildern aber nur schwierig einzufangen war. Hier brauchte ich auch das erste Mal Spikes unter meinen Wanderschuhen: Der Weg auf dem Kamm bestand aus einer puren Eisschicht - ohne Spikes wäre es da überhaupt nicht vorangegangen.

 

Entlang der wunderschönen Südküstenstrecke gibt es immer mal wieder Parkplätze, an denen man halten und fotografieren kann. Hier spezielle Locations aufzuzählen macht keinen Sinn. Fahren, die Fahrt genießen und immer dann halten, wenn man etwas sieht, ist der beste Tipp, den man für diese Strecke geben kann. Einen Mini-Tipp zum Ende habe ich aber dann doch noch: Eine gute halbe Stunde vor der Gletscherlagune befindet sich die Ortschaft Hof. Wobei Ortschaft schon ein großer Begriff ist. Bei Hof handelt es sich um eine Ansammlung von vermutlich zehn Häusern, fünf Cottages und nochmal fünf Farmen. Genau dort befindet sich aber Hofskirkja - eine kleine, aber wunderschöne und extrem fotogene Kirche, an der man defintiv einen kurzen Stop einlegen sollte!

 

Bei Jökulsarlon angekommen war es... voll! Das war erwartbar, da die Gletscherlagune definitiv eines der größten Highlights Islands ist. Nicht zwingend aus fotografischer Sicht, hier geht es vielmehr ums Erlebnis. Der Vatnjajökul ist einer der größten Gletscher der Welt und 80 Mal so groß wie Hamburg. Und vor allem: Er ist lebendiger Klimawandel. Ein faszinierender und erschreckender Ort zugleich, der einmal klar machen sollte, die wertvoll unsere Erde ist!

 

Auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune befindet sich der weltberühmte Diamond Beach. Seinen Namen hat er, weil dort die angschwemmten Eisblöcke am schwarzen Strand liegen und vor sich hinglitzern. Ein toller Ort, um sich an den verschiedensten Langzeitbelichtungen auszuprobieren. Aber auch hier sei gesagt: Unterschätzt die Wellen nicht, die urplötzlich deutlich weiter an den Strand spülen können, als man es zunächst denken würde. Ein bisschen Glck braucht man hier aber auch: Bei meinem Besuch gab es nur wenige Eisblöcke - und noch weniger, die direkt an der Wasserkante lagen und vor den Wellen umspült wurden.

 

Reykjavik.

Zum Abschluss meines Kurztrips nach Island wollte ich natürlich auch noch einen Tag die Hauptstadt besuchen. Und was soll ich sagen? Ich liebe Reykjavik! Die Stadt hat einen ganz besonderen Charme, eine Mischung aus modern-futuristisch und nostalgisch-vintage. Den Sonnenaufgang habe ich an der Skulptur Sun Voyager verbracht und dort das erste Licht des Tages genossen, das auch die gegenüberliegenden Berge angestrahl hat. Weiter ging es dann am Vormittag durch die Altstadt Reykjaviks, die von einer wachsenden Kunstszene in Besitz genommen wird. Ich mochte die kleinere und größere Straßen, die bunten Fassaden - und stets der Blick auf die massiven Berge in der Ferne. Das hat schon wirklich etwas Besonderes!

 

Nachmittags ging es dann noch in den neueren Teil der Stadt und in den Hafen - auch hier kann man wunderbar einen Tag verbringen, überall gibt es lohnende Motive. Herumschlendern und sich von der Stadt führen lassen! Zur blauen Stunde empfehle ich einen Abstecker zur Harpa, dem Konzerthaus Reykjaviks, das direkt am Wasser liegt und mit seiner modernen Fassade ein klasse Bild abgibt.

 

Lohnt sich ein Island-Besuch für eine Woche? Das habe ich mich vor meiner Reise gefragt. Die Antwort lautet "Jein". Island lohnt sich nämlich immer. Egal für ein paar Tage am Wochenende oder eine Rundreise über mehrere Wochen. Was ich aber auch gemerkt habe: Von sechs Tagen sind zwei Tage An- und Abreise, sodass nur noch vier Tage effektiv zum Erkunden bleiben. Ich wusste um die langen Wege und weiten Fahrzeiten. Dennoch habe ich es ausprobieren wollen. Und ich hatte eine wunderschöne Woche auf Island. Allen, die die Insel bereisen wollen, sei aber gesagt, dass mehr Zeit die deutlich bessere Wahl ist. Daher ist für mich auch schon klar: Mein erster Island-Trip wird definitiv nicht mein letzter gewesen sein!

Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!