Fotografieren auf den Äolischen Inseln.

Im Juni 2023 ging es für mich zehn Tage lang auf die Äolischen Inseln. "Wohin?" werden sich nun sicherlich die meisten fragen. Und auch mir war das kleine Insel-Archipel lange Zeit kein Begriff. Stromboli kennt man vom Namen her zwar, so richtig verorten können aber die wenigsten Europas aktivsten Vulkan. Und eben jener war auch das Ziel meiner Reise. In diesem Blogbeitrag nehme ich euch mit ins Mittelmeer, auf eine kleine, unbekannte Inselkette voller einzigartiger Fotomotive.

 

Lipari - raue Küsten, verschlafene Orte, grüne Natur.

Los geht die Reise erst einmal auf Sizilien. Denn wirklich leicht ist es nicht, auf die Äolischen Inseln zu gelangen. Hier in Deutschland ist die Inselgruppe eher unter dem Namen Liparische Inseln bekannt. Das liegt an der "Hauptinsel" jener Gruppe, Lipari. Von Sizilien aus geht es per Schnellboot nach Lipari. Eine gute Stunde ist man auf dem Mittelmeer nördlich der sizilianischen Nordküste unterwegs, ehe man die größte aller sieben Inseln erreicht. Groß bedeutet in diesem Zusammenhang: Auf Lipari leben 12.000 Bewohner - mit Abstand die höchste Einwohnerzahl des Archipels. Lipari zeichnet sich durch seine vielfältige Landschaft ab. Auch geologisch ist die Hauptinsel die größte aller sieben und geprägt durch steile Küsten, steil aufragende erloschene Vulkanberge und ganz viel grüner Natur. Generell sind die Inseln besonders für ihre vielfältige Landschaft bekannt. Das ganze Archipel bestand früher aus Vulkanen. Heute sind nur noch zwei aktiv: Vulcano und Stromboli.

 

Lipari selbst ist ein kleines, verschlafenes Örtchen, das allerdings fotografisch durchaus viel zu bieten hat: Ob es die historischen Gassen mit ihren malerischen Fassaden, Türen und Balkonen sind, die Akropolis hoch über der Stadt oder der Blick ins glasklare Wasser, das den Hafen von Lipari umspült: Hier kann man sich fotografisch auf jeden Fall austoben und auch die ein oder anderen neuen Dinge lernen und ausprobieren. Gerade der historische Stadtkern hat mir persönlich wirklich gut gefallen und der alte, kleine Hafen ist für Fotografie in der blauen Stunde quasi prädestiniert. Sobald die Straßenlaternen leuchten, hat man hier wirklich wunderbar mediterranes Abendflair.

 

Und auch abseits des Städtchens gibt die Insel viel her: Den schönsten Ausblick auf Lipari hat man sicherlich hoch oben über der Stadt am Viewpoint "Forgia vecchia". Leicht zu erreichen ist der allerdings nicht: Entweder läuft man von Lipari aus eine 6km-Wanderung entlang der in Serpentinen gewundenen Straße. Oder man nutzt ein motorisiertes Unterteil - dann aber in dem Wissen, dass die "Straße" bis zum Viewpoint stetig enger und enger wird. Gutes Fahrgefühl ist hier unerlässlich.

Apropos Viewpoint: Hiervon gibt es noch zwei weitere, die man unbedingt gesehen haben sollte: Das Osservatorio im Südwesten der Insel erlaubt einen herrlichen Blick auf die nordwestlich liegende Steilküste sowie die Aussicht auf die Nachbarinsel Vulcano. Gerade zum Sonnenuntergang hat man hier das beste Licht, muss sich den schönen Aussichtspunkt aber nicht nur mit anderen Touristen, sondern vor allem auch Einheimischen teilen, die dort ebenfalls gerne den Abend ausklingen lassen. Genügend Platz für alle gibt es aber allemal, vor allem, wenn man den kleinen Wanderweg auf die Klippe hinausfolgt.

Ziemlich gegenüber vom Osservatorio liegt der Viewpoint "Belvedere Quattrocchi". Auch hier lohnt sich ein abendlicher Besuch, denn dann wird die Steilküste vom diffusen Abendlicht angeleuchtet. 

 

Alicudi und Filicudi - Inseln am Ende der Welt.

Da Lipari so ziemlich das Zentrum der Äolischen Inseln ist, kann man von hier auch alle anderen sechs weiteren Inseln gut erreichen. Die entlegensten Inseln sind Alicudi und Filicudi. Gerade Alicudi gilt als Aussteiger-Paradies, hier haben manche der gut 100 Einwohner immer noch keine Elektrizität. Ein Straßennetz sucht man hier vergeblich, der erloschene Vulkan besteht nur aus Treppen. Von Alicudi aus eröffnet sich der Blick nach Osten auf alle Inseln des Archipels. Gerade der kleine Hafen und die verwinkelten Treppengässchen sind dabei immer ein interessantes Fotomotiv.

 

Die Nachbarinsel Filicudi ist schon wieder ein bisschen größer als ihre kleine Schwester und kann gut doppelt so viele Einwohner wie Alicudi aufweisen. Gerade für Wanderer und Kletterer ist Filicudi eine Naturoase, fotografisch vermutlich die Insel, die man am ehesten bei einer Rundreise auslassen könnte. Wird man auf Filicudi krank, gibt es dort immerhin - und im Gegensatz zu Alicudi - eine kleine Apotheke, auch wenn deren Fassade nicht unbedingt das größte Vertrauen ausstrahlt. 

 

Vulcano - Namensgeber der Naturschauspiele.

Vulcano ist die Nachbarinsel von Lipari - und gibt nicht nur der Natur der Inselgruppe ihren Namen, sondern ist ebenfalls auch Namensgeber des Vulkans. In der römischen Mythologie soll hier Vulcanus, Gott des Feuers, seine Schmiede gehabt haben. Dementsprechend ist Vulcano auch noch einer der beiden aktiven Vulkane des Archipels. Den letzten großen Ausbruch erlebten die Einwohner im Jahr 1888. Seitdem treten aus dem Krater entlang einer Kette von Fumerolen vulkanische Gase und Schwefel aus, die weit über die Insel zu riechen sind. 

 

Für mich war der Aufstieg zum Krater und zu den dampfenden Fumerolen leider nicht möglich: Nach einem Erdbeben wurde ein vermehrter Gasaustritt und höherer Druck im Vulkaninneren gemessen. Hinzu trieb der Wind die Vulkangase in den Krater hinein. Die sich dort ansammelnde Gase können tödlich enden. Eine Ampel am Fuße des Vulkans warnt, ob ein Aufstieg möglich ist - und daran sollte man sich auch halten. Denn die Vulkangase sind - abgesehen vom Schwefel - weder sichtbar noch zu riechen! Daher musste ich mich einem der beiden Vulkane geschlagen geben... Aber es sollte ja auch noch der aktivste Vulkan Europas auf mich warten.

 

Stromboli - der aktivste Vulkan Europas.

Stromboli. Sicherlich ein Name, den viele schon einmal gehört haben, aber nicht richtig einordnen können. Stromboli ist die nördlichste Insel des Vulkan-Archipels. Und Stromboli ist stets aktiv. Aber mehr dazu nachher noch. Erst einmal geht es ja durch den Ort Stromboli hindurch, wenn man mit dem Schnellboot an die kreisrunde Inseln angelegt hat. Und was soll sich sagen: Das verschlafene Örtchen ist einfach traumhaft schön. Jede der Inseln ist schon ein bisschen anders und hat etwas Spezielles an sich. Aber Stromboli ist da noch einmal ein ganz besondere Ausnahme und hebt sich meiner Meinung nach von allen anderen Inseln ab. Schmale Gasen, weiße Häuser, als Fortbewegungsmittel ein Ape nach dem anderen. Stromboli hat wirklich einen einzigartigen Charme.

 

Hier lohnt es sich, die kleinen Gässchen zu erkunden und den verschlafenen Ort in Szene zu setzen. Aber nicht nur der Ort selbst gibt einige Motive her, sondern auch der Strand. Langzeitbelichtungen am Wasser gehen bekanntermaßen ja eh immer - ich hatte zudem noch das Glück, dass ich direkt vom Hotel aus am Morgen eine Minute ans Ufer laufen konnte und mit Strombolicchio ein mehr als dankbares Motiv vor der Linse hatte. Der erkaltete Vulkanschlot erhebt sich gerade im Morgenlicht als Silhouette perfekt aus dem Mittelmeer heraus. 

Ebenfalls ist der Hafen mit seinem schwarzen Sandstrand ein vielseitiges Motiv: Ob Details im Sand, die Fischer bei ihrer Arbeit, die Boote vor dem Vulkanberg oder Close-ups von den Vulkanhängen - Stromboli hat es mir mit dessen Vielseitigkeit wirklich angetan. Und das große Highlight kommt ja erst noch...

 

Der Stromboli ist daueraktiv. Das bedeutet, dass er nur einer von drei Vulkanen auf der ganzen Welt ist, der stetig brodelt und ausbricht. Es gibt keinen Weg, so "einfach" und "schnell" an Bilder von Vulkaneruptionen zu kommen, wie auf Stromboli. Man kann sich das wie folgt vorstellen: Der Vulkanschlot ist derzeit von einer großen "Decke" geschlossen. Am Rand dieser Decke gibt es vier bis fünf Boccen, quasi Vulkanmünder, aus denen sich der Stromboli entlädt. Alle 20 bis 30 Minuten kann man diese Eruptionen beobachten. Dann schießt aus der Stromboli aus seinen Boccen heiße Magma und Gestein, das sich gerade in der blauen Stunde wunderschön vom Berg und dem einsetzenden Nachthimmel abhebt.

 

Derzeit kommt man ohne Bergführer auf 300 Meter Höhe, was zum Fotografieren vollkommen ausreicht. Zwar kann man mit den Guides auch auf 400 Meter Höhe steigen, doch das macht fotografisch keinen Unterschied. Der Aufstieg zum Kraterrand auf über 900 Meter Höhe ist nach dem letzten großen Ausbruch 2019 mit einem Todesfall verboten. Besonders spannend: Stromboli misst zwar nur 900 Meter über Meereshöhe, reicht unter Wasser aber nochmal zwei Kilometer in die Tiefe! All das ausgespuckte Vulkangestein rollt über die Sciara del Fuoco, die Feuerrutsche, bis tief ins Meer.

 

Äolische Inseln - ein Fazit.

Zehn Tage lang bin ich über die Äolischen Inseln gereist - und habe dabei teilweise eine einzigartige und faszinierende neue Welt kennengelernt. Lohnt sich die Reise ins Mittelmeer? Auf jeden Fall. Zwar ist die Anfahrt alles andere als einfach, dafür sind die Inseln aber nur wenig touristisch erschlossen. Gerade Lipari und Stromboli sind wirklich zu empfehlen. Vor allem letztere hat es mir angetan, nicht nur, aber sicherlich auch aufgrund der Faszination des aktiven Vulkans. So eine Chance ist einerseits nicht alltäglich, andererseits aber auch quasi nirgendwo anders verhältnismäßig einfach zu erleben. Gerade der Moment, wenn man am Berghang steht und das erste Mal eine Eruption vor sich ausbrechen sieht, ist ein unvergessliches Ereignis. 

Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!