Fotografieren im Pfälzerwald.

Der Pfälzerwald, ganz im Süden von Rheinland-Pfalz, ist bei Landschafts- und Naturfotografen noch gar nicht soooo bekannt wie vergleichbare Regionen wie die Sächsische Schweiz oder der Harz. Auch ich bin eher durch Zufall auf das Gebiet gestoßen, kann aber schon zu Beginn dieses Blogartikels eine große Empfehlung aussprechen. Der Pfälzerwald ist der kleine Bruder vom Elbsandsteingebirge und vom Schwarzwald aus schnell zu erreichen. Vor Ort warten mystische Waldstimmungen, große Sandsteinfelsen und mit etwas Glück auch fantastische Lichtstimmungen über den Tälern.

 

Unterwegs im Pfälzerwald.

Den Pfälzerwald sollte man am besten im Herbst fotografieren. Ich war im späten Oktober dort, was der perfekte Zeitraum war - zumindest, wenn man auf bunt gefärbten Wald steht. Theoretisch könnte man in der Region locker eine Woche fotografieren, allerdings kann man dort auch gut einfach nur ein langes Wochenende verbringen. Wer zwei Sonnenauf- und -untergänge zur Verfügung hat, sollte morgens die Geiersteine und den Rötzenfelsen besuchen, abends zum Buchkammerfelsen und zum Slevogtfelsen wandern. Die fünf schönsten Foto-Spots im Pfälzerwald stelle ich in einem extra Beitrag nochmal genauer vor.

Ich war bei meiner Fototour vor allem im südlichen Teil des Pfälzerwalds unterwegs. Dieses Gebiet nennt sich Dahner Felsenland und ist von Buntsandstein-Massiven geprägt. In diesem Blogbeitrag berichte ich von meiner Tour und nehme dich mit in die Südpfalz.

 

Früh morgens an den Geiersteinen.

Alles beginnt um 4.00 Uhr in der Nacht in Freiburg. Von dort geht es nämlich in die zwei Autostunden entfernte Südpfalz. Das Ziel: Sonnenaufgang an den Geiersteinen bei Lug. Und wie so oft macht mir das Wetter zumindest einen kleinen Strich durch das geplante Foto. Während der Autofahrt fantasiere ich über den Nebel im Tal, das warme Sonnenlicht, das über den Hügeln aufgeht und den markanten Stein anstrahlt. Vor Ort angekommen sehe ich schnell, dass das so nichts wird - trotz einer ganzen Sonnenstunde zwischen 8.00 und 11.00 Uhr morgens! Der gute alte Wetterbericht... (die Sonnenstunde gab es in dieser Zeit übrigens gar nicht).

 

Vom nahegelegenen Parkplatz geht es in wenigen Minuten durch den finsteren Wald, um sieben Uhr in der Früh stehe ich auf den Geiersteinen. Wie immer gilt das Motto: Lieber eine Stunde zu früh als zu spät. Und so pfeift mir der Wind um die Ohren und ich warte, bis sich die Sonne (hoffentlich!) einen Weg durch die Wolkenmassen bildet. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang erspähe ich ein leichtes Rot am Himmel und schieße die ersten Fotos (die die besten des ganzen Morgens bleiben werden). Pünktlich um acht Uhr sehe ich den Feuerball dann für wenige Sekunden. Über den Bergen schiebt er sich empor und verschwindet genauso schnell wie er erschienen ist wieder hinter den Wolken. Schnell wechsle ich vom Weitwinkel zum Tele, um den Geierfelsen noch im Bild zu haben, den roten Ball aber größer darstellen zu können.

Mit einem richtigen Sonnenaufgang wurde ich zwar nicht belohnt, erste schöne Stimmungsfotos konnte ich an diesem Morgen dennoch schießen. Und manchmal braucht es doch auch gar keine Sonne im Bild, oder?

 

Am Grand Canyon Deutschlands.

Die Altschlossfelsen waren als "Lückenfüller" für zwischendurch gedacht. Als Landschaftsfotograf darf man ja nur früh morgens und spät abends fotografieren - diese Felsen sollten also das unschöne Licht tagsüber überbrücken. Und was soll ich sagen: Die Felsen waren ein absolutes Highlight der Pfalz-Tour. Durch geschickte Bildwinkel und Kompositionen entsteht der Eindruck, als wäre man im Grand Canyon und nicht irgendwo in Deutschland. 

Die Felsen lassen sich auch überraschend gut bei Tageslicht fotografieren. Ich bin vor Ort einmal komplett außenrum gelaufen, um mir die besten Perspektiven zu suchen. Das eine Mal mit einem Weitwinkel, dann mit einem Tele. Denn wenn die Felsen glühen, entstehen geniale und vor allem abstrakte Bilder mit längeren Brennweiten.

 

Nach einem mittellangen Spaziergang ist man auch schon vor Ort - gerade Familien mit Kindern werden dort auch Spaß haben. Der schöne Eindruck wird jedoch etwas getrübt von dem wohl recht nahen Truppenübungsplatz. So habe ich zwischen den Schüssen von Maschinengewehren und auch größeren Kalibern fotografiert, was immer wieder für ein mulmiges Gefühl gesorgt hat. Dennoch lohnt dieser Ausflug: die Location ist absolut genial. Je nach Sonnenstand (von mittags bis abends) kann man die Sonne als Stern an den Kanten der Sandsteinfelsen ablichten. 

 

Herbststimmung im Karlstal.

Auch dieses Kapitel beginnt wieder mit dem Wetter. Als Landschaftsfotograf hofft man ja immer auf ein Wolken-Sonne-Mix am Morgen und Abend, alles andere ist egal. Wenn der Wetterbericht dann aber 24-Stunden-Regen für die nächsten Tage vorhersagt, ist die Stimmung sofort getrübt. (Der Wetterbericht wird auch noch in den nächsten Minuten eine entscheidende Rolle spielen). Nach dem eher enttäuschenden Sonnenaufgang bei den Geiersteinen sollte es an diesem Tag also gar kein Fotografen-Licht geben. Daher ging es ins Karlstal und in die dortige Schlucht, die vor allem aufgrund eines Pavillons bekannt ist. 

Schlucht ist auch ein wenig übertrieben: Der flache Bachlauf mit einer etwas höheren Stufe ist zwar ein fotogenes Motiv (vor allem im Herbst mit den toll gefärbten Blättern, hach!), zu viel darf man hier aber auch nicht erwarten.

 

Das Highlight ist zweifelsohne der Pavillon. Als hätte es die Natur gut mit mir gemeint, befindet sich als perfektes Vordergrundmotiv ein Baumstamm mit vielen kleinen Pilzen im Bachlauf. Dann merke ich, dass dahinter noch ein zweiter Stamm liegt, etwas höher, und mir so das geniale Motiv ein wenig... versaut!!! Stamm wegtragen - eher unmöglich. Also musste ich den Kompromiss eingehen und die Kamera höher ausrichten, weshalb die Pilze nicht mehr so doll als Vordergrundmotiv herausstechen wie ich das eigentlich haben wollte.

Besonders fotogen ist der nördliche Teil der Schlucht, wenn man von der Mühle aus startet und bis zum Pavillon läuft. Danach wird es aus fotografischer Sicht eher langweilig. Ein Besuch lohnt sich jedoch allemal.

 

Himmelsdrama über dem Influencer-Felsen.

"Samstag: Zwischen 8.00 und 11.00 Uhr ist der Himmel weitestgehend bedeckt. 10 Sonnenminuten." Der Wetterbericht und ich werden auf dieser Foto-Tour keine Freunde mehr. Im Gegensatz zu den letzten und kommenden Tagen sollte es an jenem Morgen aber nicht regnen. Also geht es für mich um 6.00 Uhr morgens los Richtung Sprinzelfelsen. Mit wenig Zuversicht, aber einem letzten Funken Hoffnung. Irgendwann müssen diese 10 Sonnenminuten ja zu sehen sein - warum nicht direkt zum Sonnenaufgang? 

Vor Ort angekommen, die 15 Minuten Wanderung sind schneller rum als gedacht, sehe ich Wolken - und einen kleinen Spalt über dem Horizont, der mich hoffen lässt. Sicherheitshalber schieße ich schon vor Sonnenaufgang Fotos (hat beim Geierstein ja auch funktioniert). Um 8.05 wandert der Blick auf meine Uhr. Jetzt müsste es so weit sein. Und dann passiert es: Die Sonne blinzelt für handgestoppte neun Minuten zwischen den Wolken hindurch. Jackpot!

 

Jetzt muss es schnell gehen. Meine Einstellung und Bildkomposition habe ich schon zuvor festgelegt. Nun heißt es: Hochformat, Querformat - zwei Meter weiter links, Hochformat, Querformat. Und die Bilder sind im Kasten. Was beim Geierstein für den perfekten Morgen gefehlt hat, bekomme ich am Sprinzelfelsen in voller Pracht: einen dramatischen Himmel und einen schönen Sonnenstern. Selbst der Sandstein wird für kurze Zeit intensiv angestrahlt, sodass er leuchtet.

Und das Beste: Keine Influenzier! Der Sprinzelfelsen ist berühmt-berüchtigt für viele Instagram-Fotografen, die sich neben der aus dem Felsen wachsenden Kiefer über den Abgrund setzen und die Füße baumeln lassen. An diesem Morgen war niemand da. Halleluja.

 

Kleine Wanderungen im Pfälzerwald.

Natürlich geht es für mich nicht nur morgens und abends raus. Ich will die Region erkunden und möglichst viel sehen, auch wenn dann nicht das beste Foto-Licht herrscht. Aber auch tagsüber kann man gute und vor allem interessante Bilder schießen.

 

Beispielsweise am Teufelstisch: Dieses besondere Sandsteinmassiv sieht aus wie ein Tisch (oder Pilz?) und ist so touristisch wie fast kein anderes Ziel im Pfälzerwald. Abgesehen davon ist der Teufelstisch aber auch ein echt schönes Motiv. Wenn man, so wie ich, keine anderen Menschen auf dem Foto drauf haben will, schraubt man einfach einen ND-Filter vor die Linse und belichtet 30 bis 60 Sekunden. 

Den Teufelstisch erreicht man in knapp fünf Minuten, weshalb er auch so beliebt ist. Eine zweite Perspektive gibt's auf der Straße nach Salzwoog. Von dort hat man eine schöne Sicht auf den Tisch mitsamt gefärbtem Wald.

 

 

Eine ebenfalls schöne Wanderung führt auf den Haferfelsen. Von dort guckt man auf die Burg Altdahn. Der Weg ist ab der Hälfte etwas abenteuerlich. Trittsicherheit ist wichtig, da man hier eher von Trampelpfad sprechen sollte. Diesen erkennt man aber eigentlich recht gut und folgt ihm, bis man nach ein paar Minuten rechts neben sich einen Felsen sieht. An diesem geht's wenige Meter auf der linken Seite vorbei, dann überquert man ihn nach rechts und folgt dem Pfad weiter bis auf das Plateau. Eine kleine Kiefer dient als Vordergrundmotiv.

 

Weitere Burgen kann man vom Slevogtfelsen fotografieren. Wie an einer Perlenkette aufgreift hat man von dort den Blick auf die Burgruine Scharfenberg, die Ruine Anebos und die Burg Trifels. Gerade im Herbst explodiert der Wald davor vor lauter Farbenpracht. Der Slevogtfelsen ist auch recht schnell und einfach zu erreichen. Ich empfehle ein Teleobjektiv, um Burg Trifels mit Wald näher ablichten zu können. Auch hier kann ein ND-Filter wieder viel Dynamik ins Bild bringen.

 

Innerhalb von fünf Tagen habe ich keinen einzigen richtigen Sonnenuntergang erlebt. Die beste Vor-Sonnenuntergangs-Stimmung gab es am Schlüsselfelsen. Der Spot war eher eine 1B-Lösung, da das eigentliche Ziel - der Buchkammerfels - nur durch Klettern erreicht werden kann. Und darauf hatte ich dann doch keine Lust. Der Schlüsselfelsen ist primär für den Sonnenaufgang geeignet, kann aber vom nahen Wanderparkplatz in 30 Minuten auch zum Sonnenuntergang erreicht werden. 

 

Der krönende Abschluss.

Pünktlich um 4.15 Uhr klingelt der Wecker. Es ist Sonntag-Morgen und Ende der Sommerzeiten. Bin ich in den letzten Tagen noch um 5.30 Uhr aufgestanden, darf es jetzt eine Stunde früher sein. Die Zeitumstellung mit der "geschenkten Stunde" ist für alle Langschläfer zwar äußerst willkommen - die Sonne bleibt jedoch pünktlich wie eh und je (wobei das eine seltsame Ironie inne hat, bedenkt man die morgendlichen Sonnenaufgangs-Versuche der letzten Tage...). Statt den gewöhnlichen 30 Minuten Puffer bin ich heute bereits 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang am finalen Spot: dem Rötzenfelsen. Ich habe nämlich in den vergangenen Tagen immer wieder Bilder gesehen, auf denen der Felsen bereits fürh morgens von sechs, sieben Fotografen regelrecht belagert wurde. Statt zweite Reihe sollte es also lieber heißen: 1,5 Stunde im Wind hoch oben ausgesetzt auf einer Felsnase warten.

 

Und - halleluja -war das eine gute Entscheidung. Als die Sonne über den Bergen aufging, tummeln sich an diesem Morgen mit mir insgesamt 14 Fotografen am Rötzenfelsen! Vierzehn!!! Das lange Ausharren hat sich jedoch gelohnt: Poleposition und traumhafte Lichtstimmung. Der Tag konnte nicht besser starten - und war zudem der letzte Tag für mich im Pfälzerwald. Nach dem morgendlichen Shooting geht es wieder die 200 Kilometer nach Süden in den Schwarzwald. Mit jede Menge stimmungsvoller Fotos auf der SD-Karte.

Mehr Infos zum Rötzenberg sowie Tipps und Tricks zu dieser Location habe ich in meinem Blogbeitrag "5 Foto-Spots im Pfälzerwald" zusammengetragen.

 

Fazit: Fotografieren im Pfälzerwald.

Der Pfälzerwald lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Das liegt aber überhaupt nicht an den Locations, denn die sind phänomenal. Leider hat mir das Wetter einen Strich durch meine gewünschten Fotos gemacht. Insgesamt bin ich mit der Ausbeute zwar zufrieden, den ein oder anderen Sonnenauf- bzw. -untergang mehr hätte ich mir dann aber doch gewünscht. Denn die Spots vor Ort bieten so viele Möglichkeiten! Meistens erreicht man den jeweiligen Zielfelsen durch kurze Wanderungen mit maximal 30 Minuten. Zudem ist die Region noch nicht ganz so überlaufen wie andere fotogene Ecken in Deutschlands. Dennoch wird auch der Pfälzerwald immer bekannter - vor allem durch Instagram. Alles in allem kann ich aber eine klare Empfehlung aussprechen: Vor allem im Spätherbst ist die Region extrem fotogen und vielseitig. Vielleicht wirst du bei deiner Fototour durch die Südpfalz ja sogar mit Nebel überrascht!

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Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!