Fotografieren im Oberen Donautal.

Obwohl vom Schwarzwald gar nicht mal so weit entfernt, hatte ich das Obere Donautal bislang nie auf dem Schirm. Ein Fehler, denn der Naturpark rund um die Donau hat für Landschaftsfotografen einiges zu bieten. In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit an die Obere Donau, zeige dir spannende Foto-Spots und gebe hilfreiche Tipps und Tricks zum Fotografieren.

 

Der Naturpark Obere Donau liegt im Süden von Baden-Württemberg und erstreckt sich rund um Tuttlingen, Sigmaringen und Zollernalb. Der Naturpark wurde 1980 gegründet und zählt zu einem von insgesamt sieben Naturparks in Baden-Württemberg. 1496 Quadratkilometer ist das Schutzgebiet entlang der Donau groß. Markenzeichen der Region ist nicht etwa die Donau selbst, sondern die umliegende Karstlandschaft: Schroffe, weißgraue Kalkfelsen erheben sich auf beiden Seiten des Flusses und sind vor ca. 160 Millionen Jahren entstanden.

 

Aus fotografischer Sicht kann ich hier einen Wochenendausflug empfehlen, bei dem man zwei Sonnenauf- und -untergänge fotografieren kann. Hierbei solltest du unbedingt dem Eichfelsen und dem Schaufelsen am Morgen einen Besuch abstatten, abends bietet sich der Mühlfelsen und das Hohenzollernschloss in Sigmaringen als Foto-Spots an.

Morgens auf dem Schaufelsen.

Am ersten Morgen der Foto-Tour ging es auf den Schaufelsen. Der Wetterbericht sagte zwar viel Bewölkung voraus, dennoch gab es eine winzige Chance, dass sich auch die Sonne zeigen würde. Der Weg im Dunkeln ist leicht zu finden und einfach zu laufen. Als Startpunkt empfehle ich das Naturfreundehaus Donautal, das südlich von Stetten am kalten Markt liegt. Von dort läuft man auf den Felsen oberhalb der Donau ca. 30 Minuten, bis man den Aussichtspunkt erreicht. Es gibt entlang von 100 Metern Strecke einige freie Blicke auf die unter dir liegende Donau und die gegenüberliegenden Kalkfelsen. Aufgepasst: Nur selten sind diese Aussichten gesichert, meist geht es an der Klippe direkt einige Meter bergab in die Tiefe. Sei dir der Gefahr bewusst!

 

Fotografisches Highlight vor Ort sind meiner Meinung nach die Kalkfelsen auf der anderen Seite der Donau. Wenn du Glück hast, werden sie von der aufgehenden Sonne angeleuchtet, manchmal steht auch Nebel über der Donau. Du kannst die Felsen mit einem Tele besonders abstrakt in Szene setzen, aber auch eine Standard- oder Weitwinkellinse ist hier sinnvoll, da es viele spannende Bildkompositionen gibt. Im Frühjahr kannst du Felsblumen als Vordergrundelement nutzen, im Herbst Blätter oder die Kalkfelsen als führende Linien.

 

Unterwegs im Fürstlichen Park zu Inzigkofen.

Nach dem Schaufelsen ging es für mich in den Fürstlichen Park zu Inzigkofen. Der Park ist vor allem bei Familien beliebt, stell dich also darauf ein, dass du nicht allein vor Ort sein wirst. Dort gibt es mehrere ausgeschriebene und kostenpflichtige Parkplätze, von denen man einen Rundweg durch den Park starten kann. Fotografische Highlights sind die Teufelsbrücke und die gegenüberliegende Sicht auf die Teufelsbrücke.

Der Fürstliche Park ist ein Landschaftsgarten aus der Romantik und wurde von 1811 bis 1829 beidseitig der Donau angelegt. Veranlasst hat das die Fürstin Amalie Zephyrine - sie trägt auch den Namen „Prinzessin von Paris“ und „Retterin des Hauses Hohenzollern“. 

 

Die Teufelsbrücke kannst du mit einer Standardlinse oder einem weitwinkligen Objektiv fotografieren. Die größte Schwierigkeit ist, eine gute Perspektive zu finden und einen Moment abzupassen, an dem keine Besucher auf der Brücke stehen. Ich habe das in diesem Fall mit Blättern als Störer im Vordergrund gelöst, um die recht wuchernde Vegetation ein wenig zu verstecken. 

Dein Weg führt über eine Hängeseilbrücke auf die andere Seite der Donau, von wo aus du nochmal einen Blick auf die Teufelsbrücke erhaschen kannst. Auch da ist es nicht ganz einfach, einen interessanten Blickwinkel zu finden. Unschärfe im Vordergrund gibt ein schönes Framing, du kannst auch ans Wasser gehen und mit einer tiefen Position eine Spiegelung erzeugen.

 

Sonnenuntergang am Mühlfelsen.

Am Abend fuhr ich wieder zurück zum Naturfreundehaus Donautal, das ja auch schon Startpunkt für die Wanderung zum Schaufelsen war. Auf dem Weg kommt man auch am Mühlfelsen vorbei, der sich zum Sonnenuntergang anbietet. Das Schöne am Mühlfelsen ist, dass man erneut auf die Kalkwände blickt, die man schon vom Schaufelsen aus gesehen hat. Allerdings hat man von hier nun auch den Schaufelsen selbst mit im Bild. Der wird von der untergehenden Abendsonne angestrahlt und bildet so einen schönen Warm-Kalt-Kontrast zu den im Schatten liegenden Kalkfelsen auf der anderen Donauseite.

 

So schön der Blick am Mühlfelsen ist, umso schwieriger ist es, diesen fotografisch umzusetzen. Es fehlt ganz einfach an Vordergründen, da man hier eher mit einem leichten Tele arbeiten muss. Ansonsten sind die Felswände nur sehr klein im Bild zu sehen - und die sind ja der eigentliche Hingucker. Daher habe ich mich für die orange gefärbten Baumwipfel als Vordergrund und Bildtrenner entschieden. Der Blick auf den Schaufelsen ist leider auch mittlerweile ein wenig zugewachsen und knorrige Bäume stehen vor den Felswänden. Diese kann man aber auch mit in das Foto einbauen.

 

Sonnenaufgang auf dem Eichfelsen.

Der Eichfelsen ist der Klassiker und Hotspot im Oberen Donautal. Von Irndorf aus kommend erreichst du die spektakuläre Aussicht in 20 Minuten ohne Steigung. Sei lieber rechtzeitig vor Ort, denn der Spot ist sehr beliebt. Als ich zum Sonnenaufgang dort stand, kamen nach mir noch zehn weitere Fotografen. Der Platz ist relativ beschränkt und man muss sich ein wenig abwechseln, um die beste Perspektive zu erhalten.

Vom Eichfelsen schaust du ins Donautal, rechts und links ragen die Kalkfelsen in die Bildmitte. Auf der linken Seite des Flusses erhebt sich auf einem der vielen Felsen Burg Werenwag, die allerdings in Privatbesitz ist und nicht besucht werden kann.

 

Hier solltest du auf jeden Fall eine Brennweite zwischen 50 und 100 Millimeter dabei haben. An der Aussicht empfiehlt es sich nämlich, mit einem Tele zu arbeiten, um die einzelnen Mäander der Donau näher zusammenzuschieben und durch diese Kompression eine Tiefenwirkung zu erzeugen. So sieht das Tal nämlich deutlich enger und spektakulärer aus, als wenn man es mit einem Weitwinkel fotografieren würde. Durch den "Tele-Effekt" verschiebt sich die Distanz und die einzelnen Ebenen stauchen zusammen. Mit etwas Glück hast du Nebel über der Donau und die Morgensonne scheint von der rechten Seite ins Tal.

 

Nebelstimmung am Stiegelesfelsen.

Der Stiegelesfelsen liegt bei Fridingen an der Donau und begründet quasi den Einstieg ins Obere Donautal. Man erreicht ihn durch eine etwas längere Wanderung von der Knopfmacheraussicht aus oder man startet in Fridingen. Dort liegt auch ein kleiner Ski-Hang, an dem es Parkplätze gibt. Von dort aus folgt man den Wanderwegen entlang Richtung Gipfel. Nach ca. 500 Metern erreichst du schon den Laibfelsen, von wo die Sicht allerdings nicht ganz so spekatakulär ist. Daher würde ich empfehlen, direkt weiter zu laufen. Nach einem weiteren Kilometer gelangst du an einen kleinen Aussichtspunkt, der den Blick auf das unter die liegende Donautal freigibt. Dort blickst du auch auf die massive Kalksteinwand des Stiegelesfelsen. Folgst du dem Weg weiter, kommst du nach wenigen Metern auch oben auf den Felskamm, von wo du in den Sonnenaufgang schauen kannst.

 

Für mich war das Highlight aber definitiv der Aussichtspunkt vor dem Stiegelesfelsen. Diesen kannst du nicht verfehlen, zwei Bänke laden nämlich zum Verweilen ein. Wenn morgens das Licht von der linken Seite über die Felsspitzen der Kalkwände scheint, gibt das einen wunderschönen Tiefeneffekt auf den Bildern. Hast du etwas Glück, liegt auch noch Nebel über der Donau. Ich empfehle an diesem Spot einfach alle Ausrüstung dabeizuhaben, da es für jede Brennweite Motive gibt. Müsste ich mich aber entscheiden, wäre eine Brennweite zwischen 50mm und 80mm mein Favorit.

 

Blaue Stunde über dem Schloss Sigmaringen.

Neben schönen Landschaften bietet das Obere Donautal auch ein wunderschönes Schloss als Fotomotiv. In der Innenstadt von Sigmaringen liegt das Hohenzollernschloss, das vor allem in der goldenen und blauen Stunde des Abends ein perfektes Fotomotiv abgibt. Das Schloss thront auf einem 200 Meter langen Felsrücken und befindet sich 35 Meter oberhalb der Donau.

Direkt beim Hotel Karls kannst du am Ufer der Donau das majestätische Gebäude ablichten. Parkplätze gibt es in der Nähe einige, sodass du den Spot in nur wenigen Fußminuten erreichst. Vor Ort solltest du ein weitwinkliges Objektiv dabei haben, um die gesamte Spiegelung einfangen zu können.

 

Abends wird die Fassade des Schlosses von der untergehenden Sonne angeleuchtet. Aber aufgepasst: Die Front wird nicht von Scheinwerfern angestrahlt. Dennoch kannst du hier gut zur blauen Stunde fotografieren, da die Parklaternen genügend Licht abgeben und sich die helle Fassade deutlich sichtbar vom blauen Nachthimmel abhebt. Einen weiteren schönen Blick hat man übrigens vom Mühlstein. Dieser liegt nur wenige Meter östlich: Über eine Fußgängerbrücke quert man Zuglinie und Bundesstraße, dann geht es wenige Meter den kleinen Berg hinauf. Auf einer kleinen Aussichtsplattform hast du eine relativ freie Sicht über die Donau, das Schloss und dahinterliegend die Stadt.

 

Weiteres in der Region.

Und sonst so? Viele weitere Foto-Spots zusätzlich zu den Felsen und Schloss Sigmaringen gibt es tatsächlich nicht, dennoch kann man auch tagsüber ein paar schöne Orte besuchen und im Bild festhalten. Beliebt ist die Knopfmacheraussicht am Berghaus Knopfmacher. Dort kannst du parken und erreichst den Aussichtspunkt innerhalb von 50 Metern. Dementsprechend ist er auch gut besucht. Der Blick schweift über die Donau bis nach Beuron, gegenüber liegt eine weitere Burg auf einer Felsnase.

Wenn du Wasserfälle fotografieren möchtest, kannst du dem Zillhauser Wasserfall und dem Veringendorfer Gieß einen Besuch abstatten. Beide sind zwar nicht übermäßig spektakulär, aber dankbare Motive. Ersterer bietet sich mit einem Weitwinkel an, letzterer tatsächlich mit 50mm und aufwärts. Stativ und Polfilter sind hier natürlich immer Pflicht für eine schöne Langzeitbelichtung am Wasser.

 

Ein Besuch lohnt sich auch im Wildgehege Meßstetten, das rund um die Uhr und kostenfrei erreichbar ist. Neben fotogenen und sehr zutraulichen Hirschen und Rehen kannst du auch Wildschweine, Pfaue und Eichhörnchen fotografieren. Letztere kennen fast gar keine Angst und mögen vor allem Kastanien und Mais. Beides lassen sie sich auch quasi aus der Hand fressen. Ein wenig Zeit, Geduld und Ausdauer und du bekommst relativ einfach schöne Wildlife-Bilder. Gerade für Kinder und Familien lohnt sich hier ein Besuch, da sich die Tiere mittlerweile scheinbar sehr gut auf die Besucher eingestellt haben.

 

Du siehst also: Rund um den Naturpark Obere Donau kann man ein paar schöne Tage verbringen und hinterher einige tolle Bilder mit nach Hause bringen. Besonders lohnt sich ein Besuch im Herbst, wenn die Bäume gefärbt sind. Ich war Mitte bis Ende Oktober in der Region und habe die schönsten Herbstfarben fotografieren können. 

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Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!