Cornwall.

© Niklas Batsch
© Niklas Batsch

Zwei Wochen ging es für mich nach Kernow - wie die Grafschaft im südwestlichen Teil Englands im Vereinigten Königreich im Kornischen heißt.

Zwei Wochen Sommer und Sonne in Cornwall? Zumindest habe ich das von fast jedem gehört, den ich nach diesem Reiseziel befragt habe. Ja, da ist's schön, da scheint die Sonne. Um so entsetzter war ich, als die erste Hälfte von Woche eins Regen und heftige Sturmböen über die Küsten gefegt haben. Also doch nicht nur Sommer und Sonne.
Das eigentliche Ziel lag ja auf der Hand: Fotografieren. Und dafür ist wahrscheinlich kein Gebiet besser geeignet als Cornwall - ich habe noch nie eine so vielfältige Landschaft auf so kurzer Distanz gesehen. Neben den Steilklippen liegt ein Sandstrand mit türkisblauem Wasser, gefolgt von einem Tal mit Wasserfall, dass an Island erinnert. Nebenan ein Fjord, in den das Meer hineinströmt. Unglaublich!

 

 

© Niklas Batsch

 

 

In den ersten Tagen wollte ich mir die Landschaft rund um das heimische Cottage anschauen. Über Cape Cornwall - einem sehr trubeligen Ort, allerdings auch sehr schön gelegen - ging es Richtung Land's End. Der westlichste Punkt Großbritanniens ist nicht weniger touristisch als der Aussichtspunkt davor und doch einen Ausflug wert. Zumindest, wenn man sich nicht das Freizeitparkähnliche Areal auf der Klippe oben anschaut, sondern sich vom Trubel weg bewegt. Denn - das gilt übrigens für die meisten Spots in Cornwall - je weiter man den eigentlichen "Attraktionen" ausweicht, desto schöner wird der Blick auf die eigentliche Landschaft und die Touri-Ströme nehmen ab.

 

 

© Niklas Batsch

 

Nur ein bisschen weiter weg liegt das kleine Hafendörfchen Mousehole. Pittorsek beschreibt den Ort wohl am besten. Am Hang gelegen bieten die kleinen, typischen englischen Häuser einen schönen Hintergrund. Davor liegt das Hafenbecken und gleichzeitig der Strand des Dorfes ;-)
Am Nachmittag besucht, nehmen die Touri-Ströme auch schon wieder ab. Apropos abnehmen: Blöderweise erwischt man in Cornwall immer die Spots mit Ebbe, bei denen man Flut haben möchte - und andersrum. (Wenn man sich vorher natürlich NICHT den Tiden-Kalender anschaut ;-)).
Genauso wie die Touri-Ströme abnehmen, schließen auch die kleinen Geschäfte. Oder andersrum. Zwar haben Supermärkte meist auch sonntags oder sogar 24h lang geöffnet - die kleinen, schnuckeligen Läden machen dafür aber täglich und sehr pünktlich gegen 17 Uhr zu.
Einen Katzensprung von Mousehole liegt der St. Michael's Mount - das englische Pendant zu seinem französischen Kollegen. Auch nett zu sehen, vor allem aber nett zu wissen, wann man den Steg zur Insel nutzen kann. Bei Ebbe eben. Also nicht dann, als ich mal wieder dort war ;-)

 

 

© Niklas Batsch

 

Zufall, Glück und Spontanität gehören manchmal auch zum Fotografieren. Denn dieser Sonnenuntergang war am ersten Abend zu sehen. Und der nächste erst wieder am letzten Abend! Deshalb war klar, dass es nochmal rausgehen musste, immerhin waren nun die Lichtverhältnisse nahezu perfekt. Allerdings sollte es nicht so weit weg gehen - also ging es den nächstbesten Footpath zu den Klippen runter. Was sich als Goldgrube entpuppte. Eine schönere Location mit ohne Menschen hätte man wohl kaum finden können. Gurnard's Head war an diesem Abend einfach perfekt. Ein schönner Sonnenuntergang, ein schönes Motiv. Es hat einfach gepasst.

 

 

© Niklas Batsch

 

Nicht mehr so ganz gepasst hat dann das Wetter. Wie oben schon erwähnt wurde es sehr wechselhaft - doch das hielt mich nicht vom Fotografieren und Besuchen beeindruckender Landschaften ab.
Zunächst einmal ging es höher in den Norden - zum Godrevy Head, den Wheal Coates, nach Mevagissey. Zwei schöne Küstenabschnitte und ein weiteres pittoreskes Fischerdörfchen. Trotz Regen, Wolken und Nebelsuppe hat die Atmosphäre gepasst. Auf dem Rückweg wurde dann noch am Pendeen Lighthouse gehalten. Und ein Foto der blauen Stunde geschossen.

 

 

© Niklas Batsch

 

Auch die nächsten Tage wurden nicht unbedingt besser - waren aber auch kein Grund, nicht herum zu fahren und schöne Orte zu entdecken. Und so ging es ins Rocky Valley. Ein Tal, von einem Fluss ausgewaschen, der direkt ins Meer fließt. Umgeben von Warnschildern und krass geformten Felsen konnte ich mein Stativ aufstellen. Wie auf den meisten Bildern zu sehen, habe ich 90% der Fotos in Cornwall mit Langzeitbelichtung aufgenommen. So auch hier diesen Wasserfall.
Danach wurde Boscastle unsicher gemacht. 2004 wurde dieser "Fjord", der in den Ort führt, noch von einer Sturmflut überschwemmt, heute... war wieder Ebbe :-( Glücklicherweise hat das aber ganz gut zur Stimmung und Atmosphäre gepasst und so konnte ein Bild geknipst werden, das auch in Norwegen hätte entstehen können.

 

 

© Niklas Batsch

 

Und hier der Beweis, dass man gegen eine goldene Regel der Fotografie ruhig auch mal verstoßen kann: Auch in der Mittagsstunde sehen Spots teilweise grandios aus. So zum Beispiel die Bedruthan Steps oder Trevose Head. Auch wieder Anziehungspunkte für Touristen, aber nicht so überfüllt wie befürchtet. Im Titelbild habt ihr auch meinen Lieblings-Spot gesehen für solches Wetter und derartige Foto-Bedingungen. Kynance Cove. Eine unglaubliche Bucht mit lagunenartigem türkisblauem Wasser.
Bilder von der Mittagsstunde sehen auch gut in schwarz-weiß aus, wie ich mit dem Foto rechts aus Porthleven gemerkt habe. Auch ein nettes Örtchen mit schönem Hafen.

 

(c) Niklas Batsch

Am letzten Abend ging es dann zu einem Geheimtipp. Neben Cape Cornwall liegt eine Bucht, die sich zum Fotografieren für Sonnenuntergänge nur so anbietet. Ein kleiner Wasserlauf fließt das Tal hinunter und mündet unter einem großen Bett voller rundgeschliffener Steine ins Meer - und hinterlässt dabei kleine Mini-Buchten, kleine Wasserläufe, an deren Seiten der Sand steil abfällt. Unglaublich schön und mindestens doppelt so schön mit einem so herrlichen Sonnenuntergang, wie er an diesem Abend war.

 

Cornwall - viele beeindruckende Landschaften erwarten einen in diesem Teil Großbritanniens. Oftmals muss man ein bisschen zu den Spots laufen, doch viele Kleinigkeiten liegen auch nur wenige Meter vom Küstenpfad, der kleinen Straße an den Klippen oder im Fischerhafen entfernt. Man muss sich klar sein, dass man einige Strecken mit dem Auto zurücklegen muss - und das teilweise über abenteuerliche Wege ;-) Doch dann wird man ganz oft von wunderschönen Orten überrascht. Und das bei (fast immer ;-)) sehr ordentlichem Wetter. Cornwall ist ein kleiner Schatz - und eine Mischung aus Karibik, Schottland und Norwegen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Kaja (Donnerstag, 13 Juli 2017 18:39)

    Heey! :) Oh man, da hat sich das Warten ja echt gelohnt - die Fotos sind großartig geworden! :D Vor allem die Sonnenuntergänge sind der Wahnsinn. Das letzte Bild könnte ich mir stundenlang anschauen und hätte permanent Gänsehaut dabei. Und auch deine Beschreibungen klingen toll, von wegen "Mischung aus Karibik, Schottland und Norwegen" - besser geht's nicht! Dank dir hab ich jetzt ein Reiseziel mehr auf meiner viel zu langen Liste. Und dank deiner Fotos ist es gerade ziemlich weit nach oben gerutscht. :)

Fotografie spüren. | Niklas Batsch

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